Manche Projekte dauern – vor allem dann, wenn man es sich einfach machen will! Ich entwerfe gerne meine eigenen Stricksachen, dieses Mal wollte ich aber einfach entspannt nach einer Anleitung stricken, die schon jemand anders für mich ausgerechnet hat. Ein sehr schönes graublaues Isager-Tweedgarn hatte ich auch schon besorgt und die Anleitung für eine hübsche, unkomplizierte Jacke hatte ich auch schon …
Ich habe also losgestrickt, ohne groß nachzudenken – und musste dann kurz vor Schluss einsehen, dass das Modell einfach nichts für mich ist. Die Kragenform stand mir so gar nicht, die Ärmel saßen nicht – und am Ende blieb nur eines übrig: das ganze wieder aufziehen und mir was Neues einfallen lassen!
Ich lese ich immer wieder gerne den Blog von Ella Gordon, einer Textildesignerin von den Shetland-Inseln. Als ich ihren „A few new yokes“ – Post gelesen hatte, war klar, was aus meinem soeben aufgetrennten Tweedgarn werden sollte! Ihre Version von „Stasis“ von Leila Raabe, in dunkelgrau mit gelbem Einstrickmuster entlang der Rundpasse hat mich sofort überzeugt. Das Muster ist einfach genug, um es nach dem Foto auszuzählen, blaugrau und gelb passen wunderbar zusammen, und ich hatte gerade noch ein Kläuel in senfgelb (Debbie Bliss Baby Cashmerino) zuhause. Gleich der erste Versuch sah gut aus:
Farben und Muster passen prima zusammen, nur meine Maschenprobe passte leider so gar nicht zur Original-Anleitung. Und es sollte ja auch eine Jacke werden, kein Pullover. Also doch wieder selbst rechnen …
Ich wollte die Jacke auf jeden Fall in Runden und mit Steek stricken und hinterher aufschneiden. (Gibt es eigentlich ein brauchbares deutsches Wort für „Steek“? Zugabe?) Der Anfang war ja noch einfach, mit ein paar Tipps von Kate Davies aus „Yokes“ habe ich zusätzliche Steek-Maschen angeschlagen und losgelegt. Erst bei der Rundpasse wurde es spannend. Dank „Knitting in the old way“ (von Priscilla Gibson-Roberts und Deborah Robinson, ein tolles Standardwerk!) habe ich herausgefunden, wie man verkürzte Reihen und Abnahmen in der Passe so organisiert, so dass nicht während des Einstrickmusters abgenommen werden muss. Trotzdem musste ich ein paar Mal aufziehen: zuerst verrechnet, dann zu wenige verkürzte Reihen, dann zu viele … Der Vorteil des rundstrickens war, dass ich beim Anprobieren immer gleich gemerkt habe, ob die Passe an den Schultern sitzt oder nicht. Und dann am Schluß auch, ob der Ausschnitt gut passt.
Nochmal spannend wurde es dann beim Aufschneiden des Steeks. Mit der Nähmaschine sichern wollte ich den Steek lieber nicht, ich war mir nicht sicher, ob sich dann die Knopfleiste noch gut aus der Kante herausstricken lässt. Die Alternative, den gehäkelten Steek, hatte ich noch nie ausprobiert, aber dank eines wirklich hervorragenden Tutorials von Kate Davies war das kein Problem. Nach dem abhäkeln des Steeks habe ich also tief durchgeatmet und die die Jacke zwischen den beiden Häkelkanten aufgeschnitten.
So, das sah alles gut aus, die Jacke passte, und ich habe begonnen, die Blende zu stricken. Doch dann begann das offenbar recht rutschige Cashmerino-Garn aus der gehäkelten Kante rauszurutschen. Zuerst nur wenig, dann immer mehr … Beim haarigen Tweed-Garn kein Problem, das blieb sicher drin, aber weiter oben wurde das ganze verdächtig instabil. Ich habe dann zu Nähgarn und Nähnadel gegriffen und – wie beim Socken stopfen – längs und quer durch alle Maschen durchgewebt, so lange, bis sich der Steek wieder fest und stabil anfühlte. Und auch blieb, bis heute hat sich nichts aufgelöst!
Nun musste nur noch ein farblich passendes Schrägband gefunden werden, hinter dem der Steek verschwinden sollte. Nachdem in ganz München keines zu finden war, habe ich es am Ende selbst gemacht. Wieder war ein Tipp von Kate Davies dran Schuld: bei ihr hatte ich den Begriff „Bias Tape Maker“ das erste Mal gelesen und dann herausgefunden, dass das im deutschen „Schrägbandformer“ heißt und tatsächlich gute Dienste leistet, wenn man Schrägband selbst machen will. In einem Quilt-Geschäft habe ich dann endlich einen passenden Stoff gefunden, daraus das Schrägband hergestellt und dann aufgenäht.
Am Ende war das Projekt, das schnell gehen sollte, eines der aufwändigsten überhaupt – aber es hat sich sehr gelohnt, dafür ist die Jacke heute ein absolutes Lieblingsstück. Vielen Dank an Ella Gordon und Kate Davies für Inspiration, Ideen und die entscheidenden Tipps!
Dear Ella and Kate, thanks so much for your lovely blogs and all the inspiration, tipps + tutorials! This cardigan would never have been completed without your (virtual) help. First of all, the beautiful „Stasis“-version I found on Ella’s blog gave me the idea what to do with my Isager tweed yarn. Then, Kate’s brilliant knitted steek-tutorial helped me to do my first ever knitted steek. And then I found out, again from Kate’s blog, what a bias tape maker is and used it when I wasn’t able to find a matching bias tape in the whole city of Munich.
As the second yarn I used (Debbie Bliss Baby Cashmerino) is a rather slippery yarn, it came out of the crocheted steek after I had knitted the front bands. The rest, the tweed-only-part, was fine, and firm, but not the two-colored part of the steek. To save it from unravelling, I „mended“ it with sewing thread like I would mend a sock, I criss-crossed through the stitches until it felt firm again. What would you have done? Any suggestions would be most welcome. By the way, I wore the cardigan quite a lot now and it is all right 🙂
Faire-Isle Stricksachen sehen super aus-leider finde ich hier in Köln und Umgebung keinen Strickkurs 🙁
so dass ich mich in Eigenregie drangeben muss. Die Anleitung habe ich mir schon runtergeladen, Isager Wolle habe ich noch im Bestand-das wird! Das Schrägband sieht voll super aus-das verleiht der Jacke so einen ‚modischen‘ Touch. Leider ist das Buch ‚Knitting the old way‘ nirgends auf Lager, ich befürchte, einen Pullover stricken zu müssen-gibt Schlimmeres.
Herzliche Grüße aus Köln
Bea
Viel Erfolg für den Pullover + herzliche Grüße nach Köln, Andrea