Eine Freundin von mir hat eine kleine Schafherde, eine bunte Mischung aus Merino-, Berg- und Fuchsschafen. Und jedes Jahr, wenn die Schafe geschoren werden, diskutieren wir aufs Neue darüber, was man mit der Wolle anfangen kann. Für kleine Mengen findet man keine Abnehmer, und selbst verarbeiten ist viel zu aufwändig. Wer einmal versucht hat, Wolle von Hand zu waschen, zu kardieren (kämmen) und mit der Hand zu spinnen, weiß, was ich meine …
Doch dann hat mich ein Messe-Besuch in Köln auf eine Idee gebracht. Dort habe ich die sehr netten Inhaber einer Spinnerei in Cornwall kennengelernt, deren Mindestmenge tatsächlich nur 20 kg Wolle sind. Das würden wir gerade so zusammenbekommen, dachten wir uns! Wieder zuhause haben wir dann viele Säcke mit Wolle geöffnet und die schönste, hellste, weichste Wolle herausgesucht, die wir finden konnten. Am Ende hatten wir ungefähr 20 kg zusammen. Juhu, wir machen Garn! Oder? Denn Cornwall ist zwar wunderschön, aber der Weg dorthin doch recht weit. Wir waren nicht wirklich sicher, ob der Aufwand sich lohnt.
Aber jetzt standen die Wollsäcke schon in der Garage (zum Glück habe ich eine tolerante Nachbarin …) und ich begann zu recherchieren, ob es nicht auch eine Spinnerei in Deutschland gibt, der kleine Mengen annimmt. Tatsächlich gibt es eine – die Schafwollspinnerei Dickel in Hallenberg im Hochsauerland. Das ist von München aus zwar auch nicht um die Ecke, aber doch deutlich näher als Cornwall.
Aber ich wollte ich doch sicher sein, dass aus unserer Wollmischung auch wirklich schönes Strickgarn werden würde und habe erst einmal Proben hingeschickt und von Herrn Dickel prüfen lassen. Und habe mich sehr gefreut als die Rückmeldung kam: ja, das wird ein schönes Garn! Dann wurde die Zeit aber langsam knapp, Annahmeschluss für Wolle aus dem Jahr 2017 war der 15. Dezember. Tausend Dank an Luis, der – obwohl er mit Schafen und Wolle eigentlich gar nichts am Hut hat – mit mir und fünf Säcken Schafwolle im Dezember ins Sauerland gefahren ist. Sorry für den Schneesturm auf dem Rückweg …
In Hallenberg durften wir die Spinnerei ansehen und bekamen kleinen Einblick in den Verarbeitungsprozess.
Zum Experten macht einen das natürlich noch nicht, aber man bekommt eine Idee davon, welchen Aufwand man betreiben muss, damit aus Rohwolle Garn wird!
Hier sieht man schon die einzelnen Fäden, die im nächsten Schritt noch verzwirnt werden. Danach wird das Garn noch einmal gewaschen um das Spinnfett zu entfernen, das für den maschinellen Spinnprozess zugesetzt wird. Hier wird es zum Trocknen aufgehängt:
Jetzt heißt es Geduld haben, bis wir das verarbeitete Garn im Frühsommer zurückbekommen. Ich hatte mich für ein relativ dünnes Garn entschieden, das für Nadelstärke 3 geeignet ist. Mit dem Ausprobieren wollte ich natürlich nicht so lange warten und habe in Hallenberg Merino-Garn von Familie Dickel in derselben Stärke gekauft. Das grau-braune Garn ist aus Hallenberg, das türkisblaue ist ein Rest Shetlandwolle:
Ich liebe es, wie genau man bei Fingerhandschuhen die Position der Finger anpassen kann! Und das Garn lässt sich super verarbeiten, ist weich und trotzdem haltbar. So sehen die Handschuhe heute, nach 6 Wochen bayerischem Winter, aus: Test bestanden, würde ich sagen! Nachdem unser Garn naturweiß zurückkommt, ist ist jetzt die Zeit, über Farben nachzudenken. Ich wollte schon lange das Färben mit Pflanzenfarben lernen und wenn jemand einen Tipp hat, Pflanzenfärberinnen kennt oder von einem Workshop wissen sollte: ich freue mich über jeden Hinweis und werde berichten, wie es weitergeht …
Liebe Andrea,
seit ich Dich kennengelernt habe, liebäugele ich mit der Kapuzenjacke. Jetzt soll es soweit sein. Ich brauche bitte die Anleitung und Wolle. Farblich bin ich noch unsicher. Auf der Seite steht, Du berätst in Sachen Farbe.
Einen herzlichen Gruß aus Köln
Christiane
Liebe Christiane, wie schön, von Dir zu hören! Das freut mich natürlich sehr, dass Du jetzt das Jacken-Projekt in Angriff nehmen möchtest. Ich schreibe Dir wegen Anleitung, Farbwahl etc. direkt per Mail. Liebe Grüße, Andrea